„Wo sich die Moral nicht mehr von selbst versteht, muss man über sie nachdenken.“ - Ottfried Höffe, deutscher Philosoph
Ziele des Ethikunterrichts am Gymnasium Michelstadt
Das Leitmotiv des Gymnasium Michelstadt lautet: „Sapere aude“, „habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Der Aufruf stammt vom deutschen Philosophen Immanuel Kant und gilt nicht nur deshalb umso mehr für den Ethikunterricht an unserer Schule.
Im Fachunterricht werden den Schüler*innen die notwendigen Fähigkeiten zur moralischen Urteilsbildung und damit die Grundlagen zu einem moralisch reflektierten Handeln vermittelt. Im Vordergrund stehen dabei nicht die Themen des Unterrichtsfachs, sondern die Lebenswelt der Lernenden selbst. Sie sollen in der Auseinandersetzung mit moralischen Problemen und Fragestellungen erfahren, was es bedeutet, Teil einer Gesellschaft mit tradierten Werten und Normen zu sein, indem sie diesen auf den Grund gehen, sie kritisch hinterfragen und für sich neu definieren.
Der Ethikunterricht orientiert sich an den Grundwerten unserer Demokratie wie Menschenwürde, Toleranz, Freiheit, Gerechtigkeit und geht von der Pluralität der Lebensvorstellungen aus. Jedoch diktiert er diese den Lernenden nicht, sondern animiert sie dazu, ihren Ursprung, Sinn und Bedeutung zu erforschen.
Wir wollen die Lernenden dazu befähigen, wertbewusste Entscheidungen als verantwortungsvolle Mitglieder unserer Gesellschaft auf der Basis ihres gewonnenen Wissens und ihrer erworbenen Fertigkeiten zu treffen. Auf diese Weise unterstützen wir sie auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben inmitten der Herausforderungen, welche ihre Lebenswelt und ihre Zukunft an sie stellt.
In den Jahrgangsstufen 5-10 wird Ethik in zwei Stunden pro Woche parallel zum Fach Religion unterrichtet. Ab dem Alter von 14 Jahren dürfen Jugendliche in Deutschland selbst entscheiden, ob sie am evangelischen bzw. katholischen Religionsunterricht oder am Ethikunterricht teilnehmen möchten. Ein Wechsel ist in Absprache mit der Schule jeweils zu Beginn eines Schulhalbjahres möglich. Das entsprechende Formular ist im Sekretariat erhältlich.
Die Lernenden stets im Blick
Das Erforschen der Fragen und Lösungsansätze, welche der Ethikunterricht bereithält, geschieht stets ausgehend von der Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder und jungen Erwachsenen. Werden ihnen zunächst noch die Fragen der Moral aufgezeigt, welche sie bereits umgeben, ohne dass sie diese als solche erkannt haben, leiten wir sie im Laufe der Zeit zunehmend dazu an, ein eigenes Gespür zu entwickeln und sich danach im Alltag auf die Suche zu begeben.
Download: Essay von Lean Zimmermann (PDF)
Themen des Fachs Ethik
Das Curriculum des Fachs Ethik ist so konzipiert, dass zu Beginn die unmittelbaren Erfahrungen der Schüler*innen selbst im Fokus stehen. Von dort aus öffnet sich das Blickfeld sukzessive, zunächst bezogen auf das nähere Umfeld wie Familie, Freunde und Mitschüler*innen, später dann auf globalere, die Menschen als Gemeinschaft betreffende Aspekte. Der Aufbau gleicht einer Spirale, sodass sich der Ethikunterricht in den jeweiligen Jahrgangsstufen auf verschiedenen Ebenen und mit den gleichen Rahmenthemen beschäftigt und diese weiter vertieft. Hierzu gehören die Themen Identität, Liebe, Freiheit, Wahrheit und Erkenntnis, Religionen sowie Würde des Menschen, neben einigen weiteren. Aus diesem breiten Spektrum ergeben sich darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation mit anderen Unterrichtsfächern.
Beispiele für Fragestellungen des Fachs Ethik sind:
- Was ist ein guter Freund?
- Was ist ein glückliches Leben?
- Wann beginnt menschliches Leben?
- Wozu brauchen wir Regeln/Gesetze?
- Was verbindet die Weltreligionen miteinander?
Das Fach Ethik in der gymnasialen Oberstufe
In der Einführungsphase (E-Phase) wird Ethik zweistündig, in der Qualifikationsphase (Q1-Q4) dreistündig pro Woche unterrichtet. Bis zum Abitur muss entweder Ethik oder evangelische bzw. katholische Religion durchgehend ab der E-Phase belegt werden. Ethik kann schriftliche oder mündliches Abiturprüfungsfach sein und wird von den Schüler*innen gerne gewählt.
Der Oberstufenunterricht im Fach Ethik konzentriert sich neben den lebensweltlichen Erfahrungen der Lernenden zunehmend auf die Erschließung moralisch-philosophischer Theorien und Texte, allerdings weiterhin mit klarem Blick auf menschliches Handeln und dessen Bedingungen.
In der sensiblen Übergangsphase der Heranwachsenden vom vertrauten Umfeld zur Berufs- und Erwachsenenwelt, in der Autonomie und Selbstbestimmung an Bedeutung gewinnen, hilft ihnen der Ethikunterricht dabei, sich in der modernen Gesellschaft zu orientieren und positionieren. Die Lernenden werden dazu angeregt, ihren Lebensentwurf sowie ihre eigenen Wert- und Handlungsmaßstäbe zu reflektieren.
Zu sehen sind von links nach rechts in der vorderen Reihe: Frau Eschenfelder, Frau Schmidt-Appel, Frau Arndt, Frau Sierra-Garcia; in der hinteren Reihe: Herr Lippmann, Herr Molitor. Es fehlen auf dem Foto: Herr Daber, Frau Warias