Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Michelstadt im Gespräch mit Opfern des NS-Regimes

Auch in diesem Schuljahr nahmen Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe an den durch das Bistum Mainz angebotenen Zeitzeugengesprächen mit Opfern des Nationalsozialismus im Kloster Höchst teil. Geschichtslehrerin Sarah Bohländer organisierte für die Schülerinnen und Schüler das Treffen mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und wurde von den Lehrkräften Matthias Abendroth, Melanie Koniordos, Leiterin des Fachbereichs II, Moritz Molitor und Kathrin Weber begleitet.

Die Schülerinnen und Schüler besuchten in Gruppen Vorträge von Mieczysław Grochowski, Henriette Kretz, Józefa Posch-Kotyrba und Mikołaj Skłodowski, die von Unmenschlichkeit und Terror in der NS-Herrschaft berichteten und erlebten damit Geschichte aus erster Hand. Die persönlichen Schilderungen und Schicksale der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berührten Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zutiefst und zeigen deutlich die Wichtigkeit, die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus wach zu halten, zu mahnen und für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten.

So erzählte Mieczysław Grochowski von den grausamen Erlebnissen im Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz, in das er als Vierjähriger inhaftiert wurde, weil sein Vater sich weigerte, sich im Zuge der von den NS-Besatzern in Polen angestrebten Germanisierung auf eine „Volksliste“ einzutragen.

Henriette Kretz, die als Kind einer jüdischen Familie aufwuchs, berichtete vom dramatischen Ende ihrer behüteten Kindheit. Sie entkam mehrfach mit ihrer Familie der Deportation, musste dann aber, nachdem die Familie in einem Versteck von der Gestapo entdeckt worden war, die Erschießung ihrer Eltern miterleben. Henriette Kretz konnte fliehen und überlebte den Holocaust.

Auch Józefa Posch-Kotyrba erlebte in ihrer Kindheit Entrechtung und Terror durch die Nationalsozialisten. Sie berichtete den Schülerinnen und Schülern, dass sie, ihre Eltern und Geschwister von der Gestapo verhaftet wurden, weil ihr Vater sich im Untergrund gegen die deutschen Besatzer Polens engagierte. Die Familie wurde auf verschiedene Konzentrationslager verteilt und Józefa Posch-Kotyrbas Vater erschossen, ihre Mutter kam im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben.

Mikołaj Skłodowski, heute katholischer Geistlicher, wurde im Konzentrationslager Ravensbrück unter erbarmungslosen Bedingungen geboren. Seine Mutter, sein Vater, seine Schwester sowie der Großvater kamen im Zuge einer Masseninhaftierung ins Konzentrationslager. Zusammen mit seiner Mutter kam er im Rahmen einer Hilfsaktion in die Obhut des schwedischen Roten Kreuzes und wurde nach Schweden gebracht, medizinisch versorgt und überlebte.

Bei Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften wirkten die erschütternden Berichte der Zeitzeugen noch lange nach.
Herzlichen Dank den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für das Teilen dieser persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse.