Physikunterricht mit Praxisbezug
Nicht nur den Handwerksbetrieben fehlt es offensichtlich zunehmend an Nachwuchs. Während unseres Besuches an der Hochschule Darmstadt – Studiengang Optotechnik und Bildverarbeitung – äußerte sich Prof. Dr. Ralf Blendowske u. a. auch zu der geringen Zahl an Studienbewerbern im technischen Bereich; unter Berücksichtigung der gegenwärtigen und zukünftigen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen kaum zu verstehen.
Der Physik- Unterricht ist deshalb mehr als nur Wissensvermittlung!
Hier werden beim Experimentieren praktische Erfahrungen gesammelt. Hier werden Inhalte mit Praxisbezug erarbeitet. Und natürlich sollen die persönlichen Interessen dabei nicht zu kurz kommen.
Aus diesem Grund organisiert sich der LK Physik regelmäßig fachbezogene Exkursionen und lädt Wissenschaftler und Experten in den Unterricht ein.
Im vergangenen Schuljahr haben wir die GSI (Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH, https://www.gsi.de) in Darmstadt besucht und bekamen dort unter fachkundiger Führung von Dr. Daniel Severin einen Einblick in Forschung, Technologie und die nächsten wissenschaftlichen Herausforderungen. Da nach der Exkursion noch Fragen offen blieben, hat sich Dr. Sascha Mickat bereit erklärt, vor Ort am GyMi im Unterricht unsere Fragen zu beantworten. Dr. Mickat kam nicht nur mit seinem umfassenden Fachwissen super an. Er arbeitet seiner Aussage nach „uneitel“ als Physiker. Es war ihm sehr wichtig, uns dahingehend zu motivieren, dass „man den Beruf als Berufung sehen“ sollte, dann „macht man den Job gut und mit Freude“. Und das war bei all seinen Ausführungen über stehende Wellen, Teilchenbeschleuniger, Radiowellen, Tunneleffekt, Supraleiter, mathematische Beschreibungen u.v.a.m. zu spüren. Unser Fragenkatalog, den wir Dr. Mickat vorab geschickt hatten, war sehr umfangreich. Es ist ihm sehr gut gelungen, keine Frage unbeantwortet zu lassen, auch die sehr persönlichen Dinge, die angesprochen wurden. Herzlichen Dank noch einmal!
Das erste Thema im Physik-Unterricht ist „Elektrische und magnetische Felder“; klingt für Außenstehende unspektakulär. Irgendetwas hat man mal darüber gehört, z.B. über das Erdmagnetfeld oder die elektrostatische Aufladung durch Reibung. Das Ganze hat aber sehr viele praktische Anwendungen: Blitzableiter, Laserdrucker, MRT, Speichern von Energie, Erzeugung elektrischer Energie usw. Herr Uwe Weimar ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, uns sehr praxisnah die Erzeugung von elektrischer Energie durch Sonnenenergie (Photovoltaik) zu erklären. Herr Weimar hatte sogar ein Solarpanel mitgebracht. Sozusagen „Technik zum Anfassen“. Leider kommen im Physikunterricht die Themen „Leitungsvorgänge in Halbleitern“ sowie „Halbleitertechnik“ viel zu kurz, obwohl - wie hoffentlich alle wissen – Hableiter in fast allen technischen Geräten zum Einsatz kommen. Physik –Lehrplan mit Lücken?
Zum Ende des Schuljahres wurden wir an die Hochschule Darmstadt (Fachbereich Optoelektronik und Bildverarbeitung) zu einem „OPEN.LAB.DAY“ eingeladen. Perfekt organisiert: Empfang (inklusive Gastgeschenke), Vorstellung des Studienganges, Laborführungen (Lichttechnik, Robotiklabor, Lasertechnik, Angewandte Bildverarbeitung), Mittagessen in der Mensa (kostenlos), Versuche in kleinen Gruppen, Vortrag über Einsatzgebiete von Optik und Lasertechnik, Verabschiedung. Wer Interesse hat, kann sich gern auf folgenden Plattformen informieren: https://fbmn.h-da.de/optotechnik-und-bildverabeitung sowie Instagramm obv_hda. Der erste Kontakt entstand während der OSBIT an der BSO eher zufällig. Ein sehr guter Zufall, denn sonst hätten wir diesen sehr interessanten Labortag wahrscheinlich nicht erlebt.
Nicht nur externe Experten werden um Rat gefragt. Jede/Jeder ist irgendwie Experte in einem sehr persönlichen Bereich. Da gibt es Schüler, die sich privat sehr intensiv mit Relativitätstheorie und Astrophysik beschäftigen. Da gibt es Schüler mit unfassbar umfassendem und sehr speziellem mathematischen Wissen, da gibt es Interessierte am Programmieren, es gibt Schüler, die spezielle Roboter bauen. Wir könnten die Reihe fortsetzen. Alle erhalten im Verlauf der vier gemeinsamen Kurshalbjahre die Möglichkeit, im Unterricht über ihr „Expertenwissen“ zu berichten.
Es bleibt spannend!
Leistungskurs Physik und Frau Dr. Silvia Günther