L.Bock Französich 2025Zum ersten Mal nahm das Gymnasium Michelstadt am diesjährigen 15. Preis der Deutsch-Französischen-Gesellschaft Frankfurt teil, die jährlich die beste Französisch-Schülerin bzw. den besten Französisch-Schüler der Region Rhein-Main kürt.
Leonard Bock aus der Ed gelang es mit seiner im November 2024 eingereichten fiktiven schicksalsbeladenen Lebensgeschichte des jüdischen Kindes Heinrich Frank, das 1935 von seinen Eltern aus Sicherheitsgründen nach Paris geschickt wurde, die Jury zu überzeugen. Er wurde zur Freude aller als einer von vier Finalisten am 22. Januar, dem Tag der deutsch-französischen Freundschaft, zur mündlichen Präsentation der Finalisten in den Frankfurter Römer geladen.

Dort stellte Leonard seine Geschichte mit all ihren Facetten, Entstehungsideen und Forschungsergebnissen, zur bis 1996 nicht stattgefundenen Aufarbeitung der französischen Schuldfrage an der Judenverfolgung während der deutschen Besatzung 1940-44, der Jury auf Französisch vor.
Aus Heinrich Frank wurde Henri François, ein Waisenkind, das nicht nur all seine Familienangehörigen, sondern schließlich durch die Kollaboration der Franzosen mit dem Nazi-Deutschland auch seine französische Retterin und Ziehmutter Margalit verlor. Henri schaffte es jedoch in Südfrankreich durch die Hilfe einer Familie, die in der Résistance tätig war, zu überleben. Nach der Befreiung Frankreichs studierte Henri in Paris Jura und sah es als seine Pflicht an, sich an den Verantwortlichen, den französischen Kollaborateuren zu rächen und sie juristisch für schuldig sprechen zu lassen. Schnell wurde ihm jedoch von oberster Stelle signalisiert, dass man sich im Frankreich der 50er/60er Jahre nicht für einer derartige Anklage interessiere. Henri nahm sich desillusioniert das Leben.
Am späteren Abend zitierten die Finalisten vor Publikum im historischen Römersaal aus ihren Geschichten. Zu den hochrangingen Gästen u.a. aus der Frankfurter Stadtpolitik zählten auch der Generalkonsul Frankreichs, die geladenen DFG Mitglieder, die Eltern der Finalisten sowie die geladenen Schulmitglieder.
Leonard gelang eine sehr souveräne Vorstellung seiner von der Jury ausgewählten Textpassage. Am Ende gewann ein Schüler der schon häufig teilnehmenden Edith-Stein Schule Darmstadt.
Jedoch tat dies der Freude und Begeisterung Leonards keinen Abbruch. Allein die Erfahrungen, die er als einziger E-Phasen-Schüler unter Leistungskurschülerinnen und Schülern vor einer solchen Jury sammeln konnte, erfüllte ihn sichtlich.
Besonders beeindruckend für ihn und für uns waren aber die zahlreichen Glückwünsche der hochrangigen Gäste aus dem Publikum im Nachhinein, während des Umtrunks. Leonard wurde gar als wahrer Sieger der Herzen gekürt, der den einen oder auch anderen durch sein Werk und Auftreten doch etwas mehr überzeugen konnte.
Der Abend war für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.

Katrin Karnstedt